27.06.2022

Bericht der Mittelbadischen Presse - 60 Charaktere auf einer Bühne

In ihrem neuesten Stück bot die Burgbühne Oberkirch ihren Aktiven eine gute Gelegenheit, ihr schauspielerisches Repertoire auszuspielen und für die Zuschauer gab es eine Lachgarantie.

Oberkirch. Mit „Currywurst und Pommes“ hat die Burgbühne Oberkirch ihrem Publikum Episodentheater mit Lachgarantie aufgetischt. Den 15 Schauspielern und Regisseur Arthur Hilberer ist es bei der Premiere am Samstag im Garten des freche Hus gelungen, überzeugend insgesamt 60 Rollen zu mimen. Eine Herausforderung auch beim Kostümwechsel.

So oft umgezogen haben dürften sich die Schauspieler der Oberkircher Burgbühne bisher kaum in einem Stück. Doch nicht nur Kleidung und Perücken wechselten ständig, auch Mimik, Gestik und Dialekt mussten die Schauspieler immer ihren Rollen anpassen. Nur eine ist dabei ihrer Rolle immer treu geblieben: Penny, Inhaberin der Hansibar an der A5. Mit Gelassenheit bewirtete Hauptdarstellerin Birgit Hellrung so manchen schrägen Typen mit Pommes, Frikadellen, Selters und Kaffee, putzte Stehtische und ließ dabei so manchen Kommentar fallen. In Stress schien die Damen nur zu verfallen, wenn sie alle drei Wochen das Pommesfett austauschen musste.

Wichtige Zeitspanne

Die Zeitspanne von drei Wochen spielte nicht nur beim Fritteusenfett eine Rolle, sie lag auch zwischen den beiden Akten vor und nach der Pause. Die 60 Figuren tauchten zwei Mal an der Imbissbude auf, einmal auf dem Hinweg und einmal auf dem Rückweg nach drei Wochen - allerdings zum Teil in unterschiedlichen Konstellationen.

Die Drehbuchautoren Frank Pinkus und Nick Walsh haben bei der Anlage der Figuren kaum ein Klischee ausgelassen. So trafen an der Hansibar Bier trinkende Bauarbeiter auf einen Chef, der mit seiner Sekretärin auf dem Weg nach Holland war, um das Resultat einer Liebesnacht entfernen zu lassen. Drei Lehrerinnen reisten in die Toskana, um dort in Trommel- und Malkursen zu sich selbst zu finden. Zwei pseudointellektuelle Paare fuhren zum Konzert der „Drei Tenöre“ und übertrumpften sich mit ihrer vermeintlichen Klassikexpertise.

Dabei verrieten sie sich immer wieder mit falschen Ausdrücken. Stimmung herrschte beim Publikum, als zwei Bayern- München-Fans auf dem Weg zu SC Freiburg einen dortigen Sieg ankündigten. Die Imbissbude zeigte sich als Ort, wo Welten aufeinandertreffen, ein Ort bestens geeignet für Milieustudien. Schließlich trafen hier Philosophen auf LKWFahrer, wechselten Menschen ihre sexuellen Vorlieben und verbrüderten sich aus dem Altenheim ausgebüxte Alte auf dem Weg nach Süden.

Zeitlich angesiedelt ist das Stück Anfang der 90er-Jahre. Bezahlt wurden die Pommes mit DM, die Figuren schwärmten für die Backstreet Boys und die Sachsen waren noch mit dem Trabi unterwegs.

Die Vielzahl an Charakteren gab den Schauspielern der Burgbühne die Gelegenheit, ihr darstellerisches Repertoire zu zeigen. Eindrücklich präsentierte Alexandra Kalich, dass sie sowohl mit holländischem Akzent als auch auf Sächsisch zu überzeugen weiß.

Daniel Rockezahn beeindruckte als ein auf dem Rastplatz vergessener Ehemann mit einem emotionalen Ausbruch, der Rumpelstilzchen alle Ehre gemacht hätte und Ulrike Kliewer-Mayer machte sowohl als Nonne als auch als dem Mantafahrer Harry verfallene Lehrerin eine gute Figur.

Bericht und Foto von Katharina Reich