Burgbühne begeisterte mit Loriot-Darbietungen
Wenn der Alltag zur komischen Skurrilität wird: Das ist das Markenzeichen der Sketche des großen Loriot. Die Oberkircher Burgbühne hat diese Vorlagen im freche hus meisterlich umgesetzt.
Zum 40. Geburtstag der Burgbühne hat das Ensemble Werke eines großen Humoristen auf die Bühne gebracht, der im vergangenen Jahr 100 Jahre alt geworden wäre: Loriot. Seine Sketche sind legendär und gehören zur humoristischen Allgemeinbildung. Die Burgbühne hat bei der Premiere am Samstagabend gezeigt, dass die Szenen aus dem Alltag auch heute noch den Nerv des Publikums treffen.
„Das Ei ist hart“ oder „Die Ente bleibt draußen“. Nur ein Satz reicht und schon entstehen Bilder im Kopf – vom Ehepaar am Frühstückstisch oder von zwei Herren im Bad. Viele der Sketche Loriots dürften zumindest beim Publikum in der zweiten Lebenshälfte gut bekannt sein. Das tat der Unterhaltung aber keinerlei Abbruch – ganz im Gegenteil. Die Zuschauer feierten die Begegnung mit den alten Bekannten mit Lachtränen und viel Applaus.
Ins Absurde gesteigert
Die alltäglichen Szenen des zwischenmenschlichen Zusammenlebens hat Loriot gut beobachtet und mit feiner Ironie ins Absurde gesteigert. Die Kunst, bei all den Absurditäten und Skurrilitäten äußerlich völlig ernst zu bleiben, ist den Schauspielern perfekt gelungen. So trug Johanna Graupe als Fernsehsprecherin mit ernster Miene die Inhaltsangabe der englischen Krimiserie vor, die nur so gespickt war von unaussprechlichen „ths“, die sich irgendwann auch in der deutschen Sprache wiederfanden. Ebenso ernsthaft gaben sich die beiden Herren im Bad. Im Original sitzen Herr Müller-Lüdenscheidt und Herr Dr. Klöbner als Zeichentrickfiguren gemeinsam in der Badewanne.
Bei der Burgbühne stiegen Arthur Hilberer als Dr. Klöbner und Thomas Geiss als Herr Müller-Lüdenscheidt in die Wanne. Distinguierte Höflichkeit gepaart mit der Nacktheit in der Wanne und dem mit Etikette und großer Ernsthaftigkeit geführten Streit um so banale Dinge wie eine Gummiente brachten Stimmung ins freche hus. Die beiden Herren bewiesen dabei auch Gelenkigkeit. Immer wieder standen sie auf, um sich in voller Größe in die Augen zu sehen und am Schluss tauchten sie in der engen Wanne beide unter.
Die kurzen Szenen, die Loriot selbst als geeignet empfand, weil der moderne Mensch eine Aufmerksamkeitsspanne ähnlich der einer weißen Maus habe, brachte viel Abwechslung in den Theaterabend.
Wechselnde Kulissen
Zwischen den Stücken bauten die Ensemblemitglieder zu jeweils zum Sketch passender Musik flugs das Bühnenbild um – und so wechselten Wohnzimmerszenen schnell mit Besuchen bei der Eheberaterin oder mit der Schlange vor der Opernkasse.
Ein Meisterwerk des ernsthaften Gesichts beim Vortrag völlig absurden Inhalts ist das Stück „Jodelschule“. Stefan Kowalsky als Jodellehrer und Birgit Hellrung als angehende Diplom-Jodlerin meisterten es mit Bravour, ihr „Holleri du dödel di“ vorzutragen, auch wenn die Schülerin während des Unterrichts ab und zu ins „zweite Futura bei Sonnenaufgang“ abrutschte.
Wie zeitlos die Sketche Loriots sind, zeigen die vielen Szenen ehelicher Kommunikation. Ute Söllner und Egon Mayer stritten sich über das hart gekochte Ei und redeten dabei immer wieder aneinander vorbei. Egon Mayer und Sigrid Schweiker gerieten in Streit, weil die Ehefrau nicht verstehen konnte, dass ihr Mann „einfach nur hier sitzen“ wollte. Für Loriot typisch blähten sich hier kleine Missverständnisse zu großem Konflikt auf.
Die Vorstellungen im November sind allesamt ausverkauft. Alle, die ein Ticket ergattert haben, dürfen sich auf einen sehr unterhaltsamen Abend freuen. Die anderen werden im Januar die Chance bekommen, dann will die Burgbühne weitere Vorstellungen anbieten.