40 Jahre Theaterverein Oberkirch: Wie alles begann und die Burgbühne zu ihrem Namen kam
Prolog
Der Oberkircher Willi Panter, der in Ötigheim Regie führte, war seit Langem bemüht, in Oberkirch einen Theaterverein zu gründen und auf der Schauenburg Stücke aufzuführen, ohne jedoch Mitstreiter zu finden. Die fand er schließlich bei der Theater-AG der RSO und dem damaligen Rektor Hans Friedmann - das erste gemeinsame Stück „Robinson soll nicht sterben“ in der Regie von Panter/Johanna Graupe fand 2500 Zuschauer – Geburtsstunde der Jungen Bühne und in Folge auch der Burgbühne.
1. Akt 1984: Freilichtaufführungen auf dem Gelände der Schauenburg schwebten Willi Panter mit dem neu gegründeten Verein vor, deshalb auch die Wahl des Namens „Burgbühne“. Fachleute der verschiedenen Sparten fanden sich in der Vorstandschaft mit dem Vorsitzenden Hans Friedmann – für Finanzen, Bühnenbild, Presse, Dokumentation, Rechtsberatung, Fundus, Kostüme usw., so dass sich mit der „Hammelkomödie“ in Kürze ein Innenstück auf der Bühne der Stadthalle umsetzen ließ, die Zuschauer ebenfalls auf der Bühne, ganz nah am Spiel. Ein Freilichtstück auf der Schauenburg war als nächste Etappe geplant und dann war es – im Nachhinein gesehen- für die weitere Entwicklung tatsächlich ein Glück, dass der damalige Besitzer, das Theaterspiel auf der Burg untersagte, obwohl er dem Vorhaben zunächst zugestimmt hatte. Doch zunächst war guter Rat teuer, die Verärgerung und Enttäuschung groß.
2. Akt: 1985/86
Visionär sah Hauptamtsleiter Hermann-Josef Müller den Garten – Komposthaufen und kleine Anbaufläche - zwischen dem Frechschen Haus und der Stadtmauer als zentrale Gelegenheit für Aufführungen, was schließlich die Rettung und die bessere Lösung war. Doch zunächst hieß das harte Arbeit statt Schauspielauftritte: Der Gemüsegarten wurde finanziell abgelöst, mit Sand eingeebnet, über den Komposthaufen kam die Bühne, Umkleideraum war die Scheune, auf der noch altes Stroh und Heu lagen, zum Schminken stellten Ingerose und Sepp Busam ihren Salon zur Verfügung, Klappstühle wurden aus dem Stadtgarten geholt und wieder zurückgebracht. Das erste Stück – „Diener zweier Herren“ von Goldoni - mit Gastspieler Hannes Beckert aus Ötigheim konnte laufen, und das erfolgreich mit über 2000 Zuschauern.
3. Akt: 1987-1990
Zeit der Investitionen: Die Stadt mit dem damaligen Bürgermeister Willi Stächele und die Burgbühne konnten – mit Unterstützung des Landesverbandes Amateurtheater BW - eine ansteigende Bühne installieren, der Verein ließ eine Kulisse mit Treppen Quergang, Balustrade und einem „Turm“ bauen, ein Kassenhäuschen mit Technikraum wurden erstellt. Für die Technik wurden Lampen, Schaltafeln, Kamera mit Überwachungsmonitor gekauft –und unmittelbar danach wurden bei einem Einbruch sämtliche Geräte gestohlen – aber acht Tage später wieder zurückgebracht. Die Polizei hatte die Täter ausgemacht. Was dann geschah, war für den Verein schon fast ein Wunder: Die Stadt baute das Haus, das schließlich das „s’ freche hus“ benannt wurde, zu einem „Kulturtempel“ um. Bevor es an den Umbau ging, schaffte die Burgbühne Wagen um Wagen voll Heu, Stroh, altem Eisen und Müll beiseite. Aus dem Stall wurden Umkleideräume, aus der Scheune wurde ein Foyer und aus dem Heuboden ein Theatersaal mit 97 Plätzen, der Speicher wurde Lagerraum für Requisiten und Kostüme. Die Stadtkapelle erhielt ein Geschäftszimmer, die übrigen Räume wurden an die AOK vermietet.
4. Akt: 1991-2001
1991 fand die erste Aufführung im Haus statt – „Unsere kleine Stadt“ von Thornton Wilder- und ab 1993 übernahm die Schauspielerin und Regisseurin Cornelia Bitsch die Inszenierungen der Freilichtstücke, aber auch Kabarettistische Revuen im Innenraum – erfolgreich in großer Kontinuität 26 Jahre lang, Highlights waren sicher „Anatevka“, „Amadeus“ und „Allerheiligen“ mit Cornelia Bitsch als Autorin. Arthur Hilberer, Johanna Graupe (beide mit den Bestsellern „Loriot“), Carsten Dittrich (Bestseller „Linie 1“) inszenierten mit kleinerer Besetzung für den Innenraum - Gastspiele inklusive.
Die Außenanlage wurde 1997 komplett erneuert, ein Geräteschuppen gebaut, die Stadtkapelle zog ins „Casino“ um und die Burgbühne konnte das komplette eingebaute Mobiliar im Geschäftszimmer kaufen und den Raum übernehmen – alles zusammen ein außerordentlicher finanzieller Kraftakt, der die Bühne kurzfristig an die finanzielle Grenze brachte.
5. Akt: ab 2001
2001 übernahm Arthur Hilberer nach Hans Friedmann die Leitung des Vereins, seit der Gründung als Spieler, Bühnenbildner und Regisseur aktiv, parallel auch bei der Jungen Bühne. 2021 übergab er die Theaterleitung an Thomas Wiegert, der Theater von der Pike auf mitbekam – als Mitglied der Jungen Bühne. Stillstand ist allerdings nicht angesagt: Die Stadt braucht zwei Räume, die bisher die Burgbühne und Junge Bühne als Büro und Requisitenraum verwendete, weil das Kulturamt ins freche hus zieht, was bedeutet: Ausräumen, Entrümpeln, Sortieren, Großrequisiten in gemietete Unterbringungsmöglichkeiten schaffen. Die Verwaltungsarbeit wurde mit dem Vorstandsteam umfassend digitalisiert, die teuerste Anschaffung wird wohl die Modernisierung und Digitalisierung der Licht- und Tontechnik sein.
In den 40 Jahren ist die Burgbühne ein etablierter „Theaterbetrieb“ mit jährlich ca. 3500 – 4000 Zuschauern aus einem großen Einzugsgebiet geworden – und das ohne Nachwuchsprobleme.
Bericht von Johanna Graupe - Fotos: Klaus Lienert
Bevor es an den Umbau der Frechsche Hus ging, schaffte die Burgbühne Wagen um Wagen voll Heu, Stroh, altem Eisen und Müll beiseite. Aus dem Stall wurden Umkleideräume, aus der Scheune wurde ein Foyer und aus dem Heuboden ein Theatersaal mit 97 Plätzen
1. (von links) Albert Lehmann und Karl Walz
2. (von links) Arthur Hilberer und Thomas Käshammer
3. Hans Friedmann
4. (von links) Horst Graupe und Thomas Käshammer