23.09.2024

„Zwischenmenschliches - 100 Jahre Loriot“ 40 Jahre Burgbühne Oberkirch

Vergnügliche Alltagsdramen von nur fünf Minuten – „Du dödl di“

(Gj) „Ich bring sie um – morgen bring ich sie um.“ Nicht weil das Ei zu hart ist, nein, sondern weil das am Frühstück gegenüber sitzende Ehemonster dem armen Gatten so lange die Worte im Mund umdreht, bis er nicht mehr weiter weiß.

Weil Goethe, Schiller, Kleist und all die anderen, die sich einst ums menschliche Drama literarisch verdient gemacht haben, längst verstorben seien, „das Publikum aber dennoch der dramatischen Verarbeitung des eigenen Lebens harrt“, hat Victor von Bülow, besser bekannt als Loriot, gezeigt, wie dramatisch das Leben sein kann und gewinnt mit scheinbar leichter Hand der Welt das Komische ab. Außerdem „erweist sich die Kürze der Stücke als angenehm im Vergleich mit älteren Autoren.“

Kann das gut gehen? Loriot-Sketche ohne Vico von Bülow und Evelyn Hamann?  Die Regisseure Arthur Hilberer und Johanna Graupe hielten sich mit diesen Bedenken nicht auf und das Publikum gab ihnen Recht: Die Vielseitigkeit und Stärke des Ensembles wird gerade bei dieser Kleinkunstform deutlich und Bestseller waren die „Dramatischen Werke“ schon   bei der Burgbühne. Im Programm sind die „Herren im Bade“, die Machtgerangel in der Badewanne ad absurdum führen. Auch in der „Vertreterkonferenz“ erlebt man einen gnadenlosen Blick auf Zwischenmenschliches in der Geschäftswelt. „An der Opernkasse“, „Konzertbesuch“ und beschäftigen sich mit den schönen Künsten und den Tücken, die sie gutwilligen Besuchern bereiten.

„Ich zeige ja allzu menschliche Dinge, die wirklich jedem passieren und einen großen Wiedererkennungswert haben“,  kommentiert Loriot seine Szenen: durch und durch ausgetüftelt, mit Raffinement und größter Sorgfalt geplant. Selbst Reklame wird in Loriots Kosmos zu einer lyrischen Humoreske: „Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur blasen kann…“ Die Loriot-Klassiker um den „Lottogewinner“ , den „Kosakenzipfel“ , die „Inhaltsangabe“ mit dem gelispelten „s“  fehlen ebenso wenig wie die Dramen um das Paar, wobei er weder seinen wohlverdienten „Feierabend“ noch ein weiches „Ei“ zum Frühstück erhält. Hier könnte allenfalls die „Eheberatung“  helfen.

Die Burgbühne nimmt die erfolgreichsten Szenen aus ihrer früheren Inszenierung wieder auf und bereichert sie um neue Szenen.

Premiere ist am 2. November, 20.00 Uhr, weitere Aufführungen am 8., 9., 22., jeweils 20.00 Uhr, am 3. (ausverkauft), 10., 20. und 24. November um 19.00 Uhr im Saal des freche hus.

Kartenvorverkauf: www.ortenaukultur.de, beim Bürgerbüro der Stadt Oberkirch, Tel. 07802/82700 und in den Geschäftsstellen der Mittelbadischen Presse.

Fotos: Klaus Lienert

„Herren im Bade“ (Arthur Hilberer und Thomas Geiss): Machtgerangel in der Badewanne: „Mit Ihnen teilt meine Ente das Wasser nicht!“

„Eheberatung“ (von links: Ute Söllner und Johanna Graupe): Übungen an einem mechanischen Kussmodell sollen Kontaktschwächen im Eheleben behoben werden.

„Kosakenzipfel“: Die Gattinnen (von links (Silvia Baumgärtner und Birgit Hellrung) der beiden Kontrahenten um einen Kosakenzipfel.

„Skat“: (von links:) Arthur Hilberer und Thomas Geiss verzweifeln beim Skat am dritten Mann.